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Blutzucker messen ohne Diabetes: Sinnvoll oder Quatsch?


Wahrscheinlich ist es dir schon aufgefallen: Blutzuckermessung ist im Moment eines der absoluten Trendthemen. Aber wie sinnvoll ist es wirklich, als Nicht-Diabetiker:in seine Blutzuckerwerte zu analysieren? An dieser Frage scheiden sich die Geister. Ich habe mich mal hingesetzt und die wichtigsten Vor- und Nachteile gesammelt. Also, nimm dir einen Keks (wahlweise zuckerfrei) und mach dir selbst ein Bild.


Blutzucker messen ohne Diabetes: Ist das sinnvoll?


Wie wichtig ist der Blutzucker bei gesunden Menschen?

Kontinuierlich messende Glucosensoren sind kleine Geräte, die für einen bestimmten Zeitraum nichts anderes tun, als deinen Blutzuckerspiegel zu messen. Sie werden einfach auf den Oberarm geklebt und übertragen mithilfe einer kleinen Nadel die Werte an eine App auf dem Handy. Das ist eine feine Sache: Für viele Diabetiker:innen war die Erfindung der Sensoren ein Segen.


Erstens ist es durch sie viel einfacher, die Blutzuckerwerte zu regulieren. Zweitens zeigen sie den Verlauf der Werte während Tag und Nacht. Drittens enthalten die Apps eine Warnfunktion, die bei zu niedrigen Blutzuckerwerten Alarm schlägt – das kann im Ernstfall Leben retten.


In letzter Zeit greifen aber immer mehr Menschen zu Blutzuckersensoren, die keinen Diabetes haben. Podcasts, Soziale Medien und Gesundheits-Blogs sind voll von Blutzuckerkurven, Erfahrungsberichten, Warnungen und Blutzucker-Hacks, die es einfacher machen sollen, den Glucosespiegel im Blut zu stabilisieren.


Ich habe auch schon einige Beiträge zu diesem Thema verfasst. Für mich persönlich war das Experiment mit einem CGM-System eine wichtige Erfahrung: Ich habe festgestellt, dass meine Werte in einem grenzwertigen Bereich lagen. Dank dem Sensor weiß ich, auf welche Lebensmittel mein Körper sehr stark reagiert – und habe meine Ernährung entsprechend umgestellt.


Inzwischen kenne ich einige Menschen, die eine ähnliche Erfahrung gemacht haben. Und jede:r zweite Influencer:in behauptet, Blutzuckersensoren seien das langersehnte Wunder-Werkzeug für optimale Gesundheit und Traumgewicht. Der irrwitzige Aufstieg der „GlucoseGoddess“ (definitiv keine Werbung) innerhalb weniger Monate spricht für sich.


Vielleicht überrascht es dich aber, zu hören, dass gerade viele Wissenschaftler:innen den Blutzucker-Hype sehr kritisch sehen. Im vergangenen Jahr habe ich mich intensiv mit der Thematik auseinandergesetzt. Meine Meinung: Auch bei Menschen ohne Diabetes kann das Blutzuckermessen sinnvoll sein. Wie so oft beim Thema Gesundheit kommt es allerdings auf den Einzelfall an.


Die Vorteile von Blutzuckersensoren bei Nicht-Diabetiker:innen


Auch als gesunder Mensch kannst du dir in Deutschland ganz einfach einen Blutzuckersensor kaufen. Während die Krankenkassen die Geräte bei Diabetiker:innen oft übernehmen, musst du die Kosten ohne Rezept allerdings selbst tragen. Und die sind nicht ohne: Für jeden Sensor legst du beim FreestyleLibre-System (unbezahlte Werbung) rund 60 Euro hin – und ein Sensor hält gerade mal 14 Tage.


Wer bereit ist, noch etwas mehr Geld zu investieren, kann sich als Ergänzung für Programme wie MillionFriends (unbezahlte Werbung) anmelden. Im Gegensatz zur FreestyleLibre-App bieten sie sehr detaillierte Analysemöglichkeiten, liefern praktische Tipps und helfen dabei, die Werte richtig zu interpretieren. Doch warum sollte man den Blutzucker ohne Diabetes überhaupt messen?


Prädiabetes erkennen und Diabetes vorbeugen


Starten wir mit dem wohl offensichtlichsten Aspekt: Stabile Blutzuckerwerte können helfen, das Risiko für Diabetes Typ 2 zu senken. Falls du jetzt denkst, puh, davon bin ich doch meilenweit entfernt: Sehr viele Diabetiker:innen laufen eine ganze Weile ahnungslos in der Gegend herum, bevor sie irgendwann durch Zufall die Diagnose erhalten. Dabei gibt es inzwischen einige Hinweise darauf, dass sich ein Diabetes sogar umkehren lässt, wenn er frühzeitig behandelt wird.

Noch größer ist die Dunkelziffer beim sogenannten Prädiabetes, der Vorstufe von Typ 2 Diabetes. Prädiabetes heißt, dass die Regulation des Blutzuckers nicht mehr so richtig klappt. Meistens sind die Körperzellen in diesem Fall schon insulinresistent geworden: Das heißt, sie reagieren nicht mehr auf das Signal des Hormons Insulin.


Anstatt von den Zellen aufgenommen und in Energie umgewandelt zu werden, bleibt die Glucose aus der Nahrung im Blut. Langfristig erhöhte Blutzuckerwerte können unter Umständen zu Gefäßschäden führen.


Ein Prädiabetes ist so etwas wie die letzte Warnstufe vor einem Typ 2 Diabetes. Wer Blutzuckerwerte hat, die in der Prädiabetes-Spanne liegen, hat nicht nur ein höheres Risiko, an Diabetes zu erkranken: Studien zeigen auch einen Zusammenhang mit höheren Raten an Herz-Kreislauferkrankungen, Niereninsuffizienz, Krebs und Demenz.


Klingt schaurig, oder? Das Gute ist, dass ein Prädiabetes sich relativ leicht rückgängig machen lässt. Indem du deine Blutzuckerwerte in den Normalbereich bringst, senkst du sowohl dein Risiko für Diabetes als auch für sämtliche Folgeerkankungen.


Ich selbst bin dafür das beste Beispiel: Mein Nüchternwert lag zwar noch im unteren Bereich der Prädiabetes-Spanne, aber auch meine Blutzuckerausschläge nach bestimmten Mahlzeiten zeigten deutlich, dass mein System schon mit moderaten Mengen Glucose überfordert war. Obwohl ich mich schon seit vielen Jahren gesund ernähre, war meine Ernährungsweise einfach nicht optimal für meinen Körper.


Ich änderte manche Gewohnheiten und brachte meinen Blutzucker innerhalb weniger Monate in den Optimalbereich. Wer weiß – hätte ich den Sensor damals nicht ausprobiert, hätte sich das Ganze vielleicht in den nächsten Jahren zu einem handfesten Problem entwickelt.


Wie aussagekräftig sind die Blutzucker-Grenzbereiche?


Es gibt viele Diskussionen darüber, ob ein normaler Blutzuckerwert dasselbe ist wie ein optimaler Blutzuckerwert. Das Problem ist, dass es kaum Daten zu den Werten gesunder Menschen gibt. Die Studien der Vergangenheit wurden in der Regel mit Diabetiker:innen durchgeführt. Der Trend, die Blutzuckerwerte ohne Diabetes zu messen, ist einfach noch sehr neu.


Als ich Anfang 2022 zum ersten Mal einen Glucosesensor ausprobierte, war ich anfangs völlig frustriert: Es war unglaublich schwierig, klare Aussagen dazu zu finden, welche Blutzuckerwerte ideal sind. Geht es um den Nüchternblutzucker, um die Höhe der Anstiege (oder Abstürze), darum, wie lange der Wert braucht, um sich zu regulieren oder um die Zahl der Spikes im Verlauf des Tages?


Mein Nüchternblutzuckerwert lag damals zwischen 100 und 104mg/dl – die meisten Standardmediziner hätten wahrscheinlich abgewunken. Die „Spikes“ nach den Mahlzeiten waren aber teilweise so extrem, dass es mir fast unheimlich war. Ein Arzt und eine Heilpraktikerin meinten auf meine Nachfrage hin, dass die Höhe nicht so wichtig sei: Hauptsache, der Wert beruhigt sich innerhalb von zwei bis drei Stunden wieder.


Inzwischen habe ich sehr viel Zeit damit verbracht, mir selbst eine Meinung zu bilden. Meine Antwort an dich ist leider trotzdem etwas unbefriedigend: Vieles wissen wir einfach noch nicht genau. Klar ist vor allem, dass erhöhte Blutzuckerwerte über einen längeren Zeitraum für den Körper ungünstig sind. Inwiefern es bei Menschen ohne Diabetes einen Unterschied macht, wie stark der Blutzucker nach einer Mahlzeit ansteigt, ist im Moment aber noch unklar.


Bei einem regulären ärztlichen Checkup wird meist nur der Nüchternblutzuckerwert getestet – und vielleicht noch der HbA1c (Langzeitzucker), der Durchschnittswert der letzten Wochen. Es gibt allerdings einige Hinweise darauf, dass die Höhe der Werte nach dem Essen ebenfalls eine Rolle spielt.


Studien zur Blutzuckerreaktion bei gesunden Menschen


Die Ergebnisse einzelner Studien deuten an, dass der postprandiale Blutzuckerwert (das ist der Wert nach dem Essen) möglicherweise in Indikator für das Risiko späterer Erkrankungen ist. Untersucht wurde unter anderem ein Zusammenhang mit Übergewicht, kognitiver Beeinträchtigung, oxidativem Stress, Entzündungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.


Besonders interessant ist diese Studie: Um zu analysieren, inwiefern die Blutzuckerreaktion nach dem Essen das Erkrankungs- bzw. Sterblichkeitsrisiko beeinflusst, beobachtete sie etwa 2.000 Personen über einen Zeitraum von 33 Jahren. Zu Beginn der Studie war keine:r der Teilnehmer:innen Diabetiker:in.


Gemessen wurden die Blutzuckerwerte vor, sowie eine und zwei Stunden nach einem oralen Glukosetoleranztest. Später wurde analysiert, welche Teilnehmenden am längsten lebten. Die schlechteste Prognose hatten die Personen, deren Blutzucker sowohl eine Stunde als auch zwei Stunden nach dem Essen erhöht war. Das überrascht nicht, weil es auf eine Insulinresistenz hindeutet.


Aber auch die Teilnehmenden, deren Wert nach einer Stunde bei mehr als 155 mg/dl, jedoch nach zwei Stunden wieder unter 140 mg/dl war, hatten ein deutlich erhöhtes Risiko. Die Studie schlussfolgert deshalb, dass der Blutzuckerwert eine Stunde nach dem Essen ein aussagekräftiger Wert für eine spätere Diabetes-Diagnose und eine höhere Sterblichkeit ist.


Diese Studie kommt ebenfalls zu dem Ergebnis, dass der postprandiale Blutzuckerwert mit einem erhöhtem Diabetesrisiko zusammenhängt. Trotzdem: Was die Blutzuckerregluation gesunder Menschen betrifft, fehlen derzeit schlicht und ergreifend noch mehr belastbare Daten. Nach allem, was ich gelernt, gehört, gesehen und gelesen habe, bin ich aber der Ansicht, dass wir häufige und hohe Blutzucker-Spikes lieber vermeiden sollten. Ein Glucosesensor ist dafür ein sehr wertvolles Tool.


Ganz wichtig: Nicht jeder Blutzucker-Anstieg ist ein bedrohlicher „Spike“! Solange dein Blutzucker nach einer Mahlzeit unter 140 mg/dl oder maximal 160 mg/dl bleibt, solltest du dir nicht allzu viele Gedanken machen. Und falls du dir gerade auf nüchternen Magen eine Tüte Popcorn und eine Dose Cola reingezogen hast, wäre es auch nicht unbedingt alarmierend, wenn der Wert mal etwas höher ausfällt.


Kritisch wird es, wenn du regelmäßig Größenordnungen von 180 mg/dl oder mehr erreichst – oder eben wenn es sehr lange dauert, bis der Wert wieder absinkt. Wer einen Blutzuckersensor ausprobiert und verstehen möchte, was die Werte bedeuten, sollte sich deshalb unbedingt Unterstützung von jemandem besorgen, der sich auskennt.


Energie, Migräne und Hormonbalance


Hohe Blutzuckerwerte sind aber nicht nur zur Diabetes-Vorbeugung interessant. Es gibt eine ganze Reihe an Beschwerden und Erkrankungen, bei denen ein Zusammenhang mit der Blutzuckerregulation besteht. Ein Beispiel ist PCOS, das polyzystische Ovarialsyndrom: Viele Frauen, die unter PCOS leiden, haben gleichzeitig eine Insulinresistenz. Indem du den Blutzucker regulierst, kannst du das Hormongleichgewicht unterstützen.


Unregelmäßige Zyklen können manchmal mit einer gestörten Glucose-Regulation zusammenhängen, denn alle Hormone des Körpers beeinflussen einander. Außerdem gibt es spezielle Programme für Migräne-Patient:innen, die darauf abzielen, den Blutzucker zu stabilisieren. Viele Betroffenen verbessern ihre Symptome damit deutlich.


Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass stabile Blutzuckerwerte auch eine stabile Energieversorgung des Körpers bedeuten. Vielleicht kennst du die bleierne Müdigkeit nach dem Mittagessen (liebevoll Food-Koma genannt) – oder du hast kurze Zeit später plötzlich eine fiese Heißhungerattacke. Beides kann ein Hinweis darauf sein, dass dein Blutzucker sehr stark schwankt.

Wer keinen Heißhunger mehr hat, snackt meistens auch weniger. Theoretisch kann dir ein Blutzuckersensor deshalb auch helfen, Gewicht zu verlieren. Außerdem siehst du in der App, wie hoch dein Blutzucker gerade steht – und überlegst dann vielleicht zweimal, ob du wirklich nochmal einen Schokoriegel brauchst.


Personalisierte Ernährung


Die wichtigste Erkenntnis aus meiner Erfahrung mit Blutzuckersensoren: Jeder Mensch reagiert anders auf Lebensmittel. Die Messgeräte können dir helfen, deine persönlichen "Trigger-Lebensmittel" zu identifizieren und deine Ernährung entsprechend anzupassen.


Bitte versteh den Begriff aber nicht falsch: Wenn dein Blutzucker nach einer Banane ansteigt, heißt das nicht, dass Bananen für dich schlecht sind. Aber falls der Anstieg sehr steil ist, findest du vielleicht heraus, wie du die Reaktion etwas abschwächst – zum Beispiel, indem du die Banane mit ein paar Nüssen kombinierst. (Geheimtipp: Probier mal Nussbutter aus gerösteten Pekannüssen – ich schwöre, es gibt nichts Besseres.)


Klar wäre es besser, wenn wir alle intuitiv wüssten, was gut für uns ist. Leider ist das aber nicht immer die Realität. Kontinuierliches Glucose-Monitoring kann uns helfen, unseren Körper besser zu verstehen. Das wiederum führt im Idealfall dazu, dass du bewusster auf deine Ernährung achtest und gesündere Entscheidungen triffst. Dafür musst du den Sensor nicht auf Dauer tragen: Bei den meisten reichen schon ein paar Wochen.


Kritik an der Nutzung von Blutzuckersensoren ohne Diabetes


Wie das immer so ist, gibt es natürlich auch die andere Seite der Medaille. Leider prallen in der Gesundheits- und Ernährungsbranche manchmal sehr starke Meinungen aufeinander: Nicht selten liefern sich sogar renommierte Expert:innen untereinander einen heißen Schlagabtausch, weil jede:r denkt, es am besten zu wissen.


Das Blutzuckermessen ohne Diabetes ist dabei nur ein Thema von vielen. Fest steht aber: Neben den zahlreichen Vorteilen von Glucosesensoren bringt der Trend auch eine Reihe an Nachteilen und Risiken mit sich. Und die kommen bei der aktuellen Omnipräsenz des Themas definitiv zu kurz.


Essstörungen und übertriebener Fokus auf Blutzuckerwerte


Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Der Blutzucker ist nicht alles. Nicht mal annähernd. Ja, es ist unfassbar spannend, die Echtzeit-Reaktion des Körpers auf eine Mahlzeit zu beobachten. Ja, ein stabiler Blutzucker hat viele Vorteile. Ständig nur noch an den Blutzucker zu denken, kann aber schnell zur Besessenheit werden. Vor allem, wenn du schon mal eine Essstörung hattest, ist ein Glucosesensor garantiert keine gute Idee.


Es ist normal, dass der Blutzucker steigt. Und es macht überhaupt keinen Sinn, sich darauf zu konzentrieren, dass deine Blutzucker-Verlaufskurve so flach wie möglich ist. Das Auf und Ab in deiner App sollte dich nicht verunsichern: Dein Körper tut einfach genau das, was er tun soll.


Es ist nicht nur schade, sondern auch riskant, wenn wir beim Essen ständig unsere Blutzuckerwerte im Kopf haben. Mahlzeiten sind so viel mehr als nur die Aufnahme von Energie: Essen ist Genuss, Kultur und soziales Miteinander. Auch wenn ich sehr viel Wert auf eine gesunde Ernährung lege, ist es wichtig, nicht in Extreme abzurutschen, sondern eine gute Balance zu finden.


Blutzuckerfreundliche Ernährung vs. gesunde Ernährung


Ein weiterer Punkt: Wer sich „blutzuckerfreundlich“ ernährt, ernährt sich nicht automatisch gesund. Obst enthält Fruchtzucker und lässt deinen Blutzucker ansteigen. Solltest du deshalb darauf verzichten? Natürlich nicht! Ähnliches gilt für stärkehaltiges Gemüse, Hülsenfrüchte und viele weitere gesunde Lebensmittel, die sich irrwitzigerweise einen Ruf als Blutzuckerfeinde eingehandelt haben.


Ich sehe die gefährliche Tendenz, nur noch Dinge zu essen, die keine oder kaum Kohlenhydrate enthalten. Selbst ich bin anfangs in diese Falle getappt – weil Kohlenhydrate nun mal den deutlichsten Effekt auf den Blutzucker zeigen. Das Problem hinter einem (chronisch) erhöhten Blutzuckerwert ist aber meistens eine Insulinresistenz. Und die lässt sich nicht dadurch beseitigen, dass du dich ketogen ernährst.


Wenn du dich gesund ernähren und deinen Blutzucker regulieren möchtest, konzentrierst du dich besser auf die folgenden Aspekte:


· Iss reichlich Gemüse zu jeder Mahlzeit

· Erhöhe den Anteil an Ballaststoffen (machst du mit Punkt 1 automatisch)

· Achte darauf, genug Protein zu essen

· Kombiniere Kohlenhydrate immer mit Protein und gesunden Fetten

· Bewege dich täglich

· Mach Schlaf und Entspannung zur Priorität


Falsche Werte von Blutzuckersensoren – oder falsche Interpretation


Zwischen einem herkömmlichen Blutzuckermessgerät und einem CGM – einem kontinuierlich messenden Sensor – gibt es einen kleinen, aber feinen Unterschied. Beim ersten piekst du dir in den Finger und misst direkt den Zuckergehalt in deinem Blut: Dieser Wert zeigt deine aktuelle Stoffwechselsituation ganz genau.


CGM- bzw. FGM-Systeme messen den Zuckergehalt dagegen über eine kleine Nadel in der Flüssigkeit zwischen den Zellen. Und genau hier liegt der Knackpunkt: Es gibt eine zeitliche Verzögerung zwischen dem Blutzucker und dem Gewebezucker. Vor allem wenn sich dein Blutzucker schnell verändert (zum Beispiel nach einer Mahlzeit) kann diese Verzögerung dazu führen, dass die Werte von Blutzucker und Gewebezucker ziemlich unterschiedlich ausfallen.


Solange dein Blutzucker stabil ist, sind die Messwerte von Blut- und Gewebezucker in der Regel sehr ähnlich. Steigt dein Blutzucker jedoch stark an (oder fällt schnell ab), hinkt der Sensor an deinem Arm dem aktuellen Wert ungefähr zehn Minuten hinterher. Während das für Diabetiker:innen durchaus relevant sein kann, spielt es für gesunde Menschen normalerweise aber keine Rolle.


Ich höre häufig die Frage, ob Blutzuckersensoren denn überhaupt verlässliche Daten liefern. Fakt ist, dass sowohl klassische Blutzuckermessgeräte als auch CGMs Fehler machen können. Trotzdem gibt es einige Dinge, die man wissen sollte, wenn man einen Glucosesensor nutzt.


1. Blutzuckersensoren brauchen Zeit, um sich aufzuwärmen. Direkt nachdem du den Sensor an deinem Arm befestigst, ist das Risiko falscher Werte am höchsten. Ich empfehle dir, den Sensor anzubringen und dann 6 bis 12 Stunden zu warten, bevor du ihn aktivierst.

2. Medikamente können die Messergebnisse beeinflussen. Je nachdem, welchen Sensor du verwendest, ist es denkbar, dass Paracetamol, Aspirin oder Vitamin C falsche Messergebnisse verursachen.

3. Sauberkeit ist wichtig. Ähnlich wie bei einem konventionellen Blutzuckermessgerät können Fremdsubstanzen das Messergebnis verfälschen. Achte deshalb darauf, dass deine Haut sauber ist, bevor du den Glucosesensor anbringst.

4. Blutzuckersensoren sind druckempfindlich. Falls du nachts auf deinem Arm liegst, zeigt deine Verlaufskurve möglicherweise einen Absturz deiner Blutzuckerwerte.


Gibt es einen Mangel an Sensoren?


Was ich immer mal wieder höre, ist, dass gesunde Menschen Diabetiker:innen die Blutzuckersensoren wegkaufen. Weil die Geräte für Diabetes-Patient:innen unter Umständen lebensrettend sein können, wäre das natürlich fatal. Ehrlich gesagt, habe ich dazu bei meiner Nachforschung aber nicht allzu viele Informationen gefunden.


Zwar gab es in der Vergangenheit Situationen, in denen die Sensoren einzelner Hersteller nicht lieferbar waren. Ob es daran lag, dass die Nachfrage durch gesunde Menschen steigt, weiß ich nicht. Trotzdem finde ich es gut, sich ab und zu daran zu erinnern, dass Glucosesensoren keine Lifestyle-, sondern Medizinprodukte sind, die für eine bestimmte Krankheit entwickelt wurden.


Solltest du dir einen Blutzuckersensor kaufen?


Du siehst also: Es gibt gute Gründe, die dafür sprechen, auch ohne Diabetes den Blutzucker zu messen. Glucosesensoren können dir helfen, einen Prädiabetes zu erkennen und zu behandeln, deine Hormone zu regulieren, Migräne zu reduzieren und Heißhungerattacken loszuwerden. Weil du genau siehst, wie dein Körper auf ein Lebensmittel reagiert, kannst du dich darauf einstellen und deine Ernährung personalisieren.


Die Argumente, die dagegensprechen, sind aber genauso wichtig. Bei einigen Menschen führen die Geräte dazu, dass sie sich zu sehr auf den Blutzucker konzentrieren. Im schlimmsten Fall kann das zu einer Essstörung führen. Falls du dich dafür entscheidest, einen Sensor auszuprobieren, betrachte ihn als Hilfsmittel, aber nicht als alleinige Grundlage für deine Entscheidungen.


Neben dem Blutzuckerspiegel gibt es viele weitere Faktoren, die deine Gesundheit beeinflussen. Ein ausgewogener Lebensstil umfasst Ernährung, Bewegung, Schlaf, Stressbewältigung, soziale Kontakte und das Gefühl von Sinnhaftigkeit. Blutzuckersensoren können durchaus ein Teil dieses Gesamtkonzepts sein, du solltest sie aber nicht isoliert betrachten.


Fazit: Blutzucker messen ohne Diabetes


Die Entscheidung, ob ein Blutzuckersensor für dich als Nicht-Diabetiker:in sinnvoll ist, hängt von deinen individuellen Bedürfnissen und Zielen ab. Meine Meinung ist, dass die Geräte vielen Menschen helfen können, einen potenziellen (Prä-)Diabetes bzw. eine Insulinresistenz zu erkennen – und entsprechend frühzeitig zu behandeln. Auch bei Zyklusstörungen und Migräne hat ein stabiler Blutzuckerspiegel Vorteile.


Am Ende des Tages liegt die Entscheidung bei dir: Ich empfehle dir einfach, sie bewusst zu treffen.


Übrigens: Kürzlich habe ich mit einer jungen Frau gearbeitet, die den Blutzucker-Trend aktiv mitverfolgt, aber noch nie einen Glucosesensor getragen hatte. Als sie sich schließlich doch entschied, einen zu kaufen, half ich ihr, die Werte zu interpretieren.


Ich halte das übrigens für einen der wichtigsten Punkte in dieser Diskussion: Wer ein CGM-System ausprobiert, braucht Unterstützung, sonst verwirren die Werte zu sehr. Falls du dich dafür entscheidest, einen Sensor zu nutzen – oder falls du bei deinem Versuch festgestellt hast, dass deine Blutzuckerwerte außerhalb des Normalbereichs liegen – sprich mich gerne für ein persönliches Coaching an. Alternativ kannst du unter diesem Link direkt ein kostenloses Kennenlerngespräch buchen.


In Fall der besagten Dame stellte sich heraus, dass die Blutzuckerregulation geradezu bilderbuchmäßig funktionierte – und sie schämte sich fast ein bisschen, weil sie sich vorher so viele Gedanken um ihre Werte gemacht hatte. Vielleicht ist das ein weiterer Grund, warum es durchaus nützlich sein kann, den Blutzucker mal zu messen: Manchmal erkennt man, dass man doch nicht jeden Trend mitmachen muss.



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